1. Kapitel
Still und verlassen lag er da, groß und schön und vor ihm klares Wasser. “Der Strand” von Pier de Vilòchence. Ein Ölgemälde. Ein Meisterwerk.
“Billigding, Jack!Vergiss es!”
“Aber es ist eine Millionen Dollar wert.”
“Sag mal sehen wir vielleicht aus wie Bettler?”
“Ja!” murmelte Jack kleinlaut.
“Falsch, Jack. Wir sind ehrenwerte Ganoven oder besser noch “Gentlemen”. Und außerdem bist du Jack Crookmate, der beste “Gentleman” den die Welt und vorallem L.A. jemals gesehen hat.”
Jack gab ein unscheinbares Grunzen von sich, drehte sich um und wollte gehen, als er am Kragen gepackt und zurück gezogen wurde. “Jack, mein lieber. Bis jetzt war doch noch alles ganz nett mit uns beiden, oder?” flüsterte Mc Tavisheik mit hämischem Grinsen. Jack nickte und lächelte gezwungen. “Na also!Wir sind uns einig. Besorg dir einen Fachmann, lass die guten Dinger untersuchen und nimm die Besten. Abgemacht, Crooky?” Wieder nickte Jack betrübt. “Wie viel Kohle und wie lange hab ich Zeit?”
“Die Hälfte des Wertes soll dein sein, so lange die Ware in drei Tagen bei mir ist.”
Jack stutzte. Die Hälfte des Wertes waren mehrere Millionen. Sollte er so ein Angebot annehmen oder sollte er Mc Tavisheik fragen ob er nicht vielleicht etwas zu schnell den Preis genannt hatte?
“Du misstraust mir, Jack. Du misstraust mir, Gavin-Steve Mc Tavisheik. Oh, oh, oh. Böser Fehler. Misstraue niemals einem Boss!” Mc Tavisheik reichte ihm die Hand. Dann ging er ohne auch nur den Ort oder die Zeit der Gemäldeübergabe zu nennen davon. Jack blickte ihm nach, bis er Mc Tavisheiks schwarzen Zopf in der Menschenmenge aus den Augen verlor.
Schließlich verließ auch Jack das Museum für Barock. “Was ich jetzt brauche sind ein Team und einen starken Whiskey mit einem Schuss kräftigen Rum.” murmelte Jack, während er auf die Straße trat und sich umsah. “Na, das ist ja mal ein Zufall. Mhm…das beste Team findet man nämlich immer dort wo es den besten Whiskey gibt. Oh, mein Herz schlägt Purzelbäume vor Freude. L.A.-Star-Pub ich komme!” rief er und erhöte sein Schritttempo.
Der L.A.-Star-Pub war eine riesige Diskothek mit der besten Bar in ganz L.A..
“Hey, Jack. Du siehst ja wieder blendend aus heute. Du schuldest mir übrigens noch 395 Dollar.” rief ein sehr runder Mann aus einer Ecke der Bar, als Jack eintrat. “Na, klar. In drei Tagen geb ich dir das doppelte, Luey.” rief Jack künstlich lächelnd zurück. “Scheißkerl!”dachte er aber insgeheim. Nachdenklich ging er Richtung Theke.
Aber solche wie ihn brauch ich doch, überlegte er weiter. Er drehte sich um. “Hey, Luey. Ich hab ein Angebot für dich. Sag, mein Freund, was hälst du vom Barock-Museum?” Jack grinste sein mampfendes Gegenüber an.
“Barock. Mhm. Warum? Machen die eine Party mit Alk umsonst?” Seinem Blick nach, schien Luey gerade an ganz viele leckere Drinks zu denken. “Oh nein. Es gibt Milliarden-Dollar-Gemälde umsonst.”
Luey starrte ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken unverbandt auf Jack. Der Hamburger, den er gerade aß, fiel ihm dabei aus dem offenen Mund. Jack ekelte sich bei dem Anblick des zerkauten Hamburgers auf Lueys schwarzer Lederhose, aber er kannte Luey. Ein falscher Blick und das Angebot war Vergangenheit. “Jack, Jack, Jack. Bist aber auch wieder ganz der Alte. Wann denn?” erwiderte Luey als er sich wieder eingekriegt hatte.
“Du bist dabei?”
“Naja, kommt darauf an was für mich rausspringt und für wen du es machst.”
“Du bekommst 100.000. Der Auftraggeber geht dich nichts an.”
“Dann such dir jemand anderen.”
“Na gut. 200.000 und es ist Mc Tavisheik. Zufrieden?”
“Eigentlich wollte ich nur den Namen wissen, aber wenn du mir schon so viel anbietest. Abgemacht!”
Sie gaben sich die Hand. “Morgen früh um vier Uhr in meiner Garage am Nollington Boulevard. Ciao, Amigo.”
Suchend ging Jack wieder in Richtung Bar. Dort fand er, wie er gehofft hatte, die richtigen Leute für sein Vorhaben.
“He, Leute!Ich geb euch heute einen aus, na?”
“Jack!Wo warst du solange?” rief ein recht dürrer Mann. Er hatte grüne kleine grüne Augen und da wo “normale” Menschen Haare hatten, hatte er eine Glatze und auf ihr ein Tattoo. Es zeigte eine schwarze Kobra, die sich um ein verschnörkeltes “S” schlängelte.
“Musste noch ein paar Sachen erledigen, Stun. Nichts Wichtiges.”
“Nix wichtig scheinen seien gerade aber wichtig.” sagte ein großer schwarzer Mann, der sich Jack in den Weg stellte. Man könnte sogar in den Glauben verfallen, dass er ein Riese sei, aber das wäre nicht richtig.
“Oh, Bonroy. Du scheinst dich dafür zu interessieren.”
“Ich mich immer interessieren für Sachen, wenn wichtig, Jack. Du wissen!” sagte Bonroy und setzte sich auf ein der Barhocker, der wie ein Spielzeugstuhl unter ihm wirkte.
“Morgen früh vier Uhr in meiner Garage am Nollington Boulevard. Ich muss bis zum 14.11. das Barock-Museum ausrauben.”
“Eine Tag später wird es in Zeitung stehen, Jack. Die ganzen Welt werden wissen. Aber ich werden trotzdem mitmachen. Du dich können auf mich verlassen.”
“Danke, Kumpel. Bis raus kommt, dass wir das Ding gedreht haben sind wir schon längst in der Karibik. Frag bitte noch Lordon, Jeff und Stun.”
“Ich machen.”
Jack sah sich um. Dann ging er in die Disko und fand dort wen er suchte. Er ging auf ein bildhübsches Mädchen zu. Sie hatte schwarze schulterlange Haare und trug ein dunkelrotes hautenges Top.
“Du auch hier, Tinka?”
“Wie du siehst, Jack. Was ist?”
“Ich…ich…nun ja…ich wollte dich fragen ob…?”
“Vergiss es. Ich mache nie nie wieder etwas für dich.”
“Hör mir doch wenigstens zu, Ti!”
“Was?”
“Barockmuseum; 100.000; Mc Tavisheik!”
“Du arbeitest wieder für Mc Tavisheik? Jack, er nutzt dich doch nur aus.”
“Ich weiß ja, aber sonst…”
“Jack, was ist los?”
Jack wandte sich ab. “Ich…ich habe keine Wahl. Ich bin der letzte auf der ganzen Welt…der letzte Crookmate. Er hat sie doch alle umgebracht. Jetzt bin ich der letzte auf seiner Liste. Aber die Crookmates werden nicht aussterben!”
“Ok, ich mach`s. Aber nur für deine Familie, alles klar?”
“Danke, Tinka! Du bist die Beste.” rief Jack freudestrahlend.
“Morgen früh in meiner Garage. Vier Uhr!”
“Bis nachher!”
Yeah, dachte Jack und bestellte sich einen Whiskey mit Rum. Die Nummer zieht aber auch echt bei jedem, überlegte er weiter, wurde aber plötzlich aus seinen Gedanken gerissen. Bonroy stand vor ihm und grinste ihn an. “Alle kommen können, Jack. Was seien mit schönes Mädchen?”
“Hat auch zugesagt, aber erst nach der guten alten Mc-Tavisheik-Nummer!”
“Das haben geklappt? Bei Tinka?”
“Naja, ich habe es natürlich ein bisschen dramatisiert. Diesmal hat er meine Familie umgebracht!”
“Armer Mc Tavisheik. Er seien immer deine Opfer. Aber solange es haben geklappt und keiner finden es raus.”
“Ja, ja, ja. Solange…”
“Mc Tavisheik!” flüsterte Bonroy und zeigte mit der selbstgedrehten Hanf-Zigarette auf einen Mann am Eingang der Diskothek.
Es war tatsächlich Mc Tavicheik. Was wollte dieser feine Typ hier im Pub, fragte sich Jack und hoffte insgeheim, dass sich Mc Tavisheik im Laden vertan hatte. “Komm, Bonroy. In die Disko. Ich hab jetzt keinen Nerv auf den!” Doch es war schon zu spät. Mc Tavisheik ging auf direktem Wege zur Bar und setzte sich nur zwei Hocker weiter neben Jack. “Jetzt was machen?”
“Ich…gehe besser. Muss noch n bissl vorbereiten für nachher.”
“Ich glaube ich gehen auch schon mal!Mir seien ein bisschen Schlecht von Whiskey und Drink und…” Bonroy stand auf und taumelte. Jack stützte ihn und half ihm nach draußen. Dort setzte er ihn auf eine Bank. “Kommst du allein klar?” fragte Jack mit großem Zweifel in der Stimme. Doch Bonroy hörte ihn nicht mehr er war schon eingeschlafen. Jack trug ihn in seine Wohnung am Nollington Boulevard.
2. Kapitel
Jack wachte auf. Was war das? War er jetzt so schwer, dass er sich nicht mehr bewegen konnte oder…. Bonroy hatte seinen Arm auf Jacks Bauch gelegt. Sanft stieß er den Arm runter und stand auf. Virtel vor vier. Die Kirchturmuhr hatte ihn wach gemacht. Ob er mit Bonroy den Bruch überhaupt überstehen würde. Warscheinlich nicht. Als er sich angezogen hatte weckte er den schlafenden Riesen mit einem kalten Waschlappen. Sie gingen zur Garage. Noch war keiner da, so schloss Jack das Garagentor auf und hievte Bonroy, der gerade dabei war sich seinen nächsten “Kubanischen Traum” zu drehen, auf einen kleinen Klappstuhl in eine Ecke der Garage. Tinka kam. Ziemlich angewidert sah sie Bonroy an. Dann blickte sie vorwurfsvoll zu Jack. “Was ist denn mit Bonroy los?”
“Der…der ist heute nicht zu gebrauchen, Tinka. Vergiss es! Er hatte nen` Join zu viel.”
Bonroy begann zu singen:”Oh, mein Kubana. Oh, mein Kubana. Ein schöner Traum du warst gewesen mir. Oh, mein Kubana…!”Dann schlief er plötzlich ein.
“Was soll das heißen?”
“Vergiss ihn, Tinka!Machen wir lieber einen Plan, ok?” Tinka sah zuerst so aus als hätte sie überhaupt nichts verstanden, doch schließlich sagte sie: “Na, gut, Jack. Was spielst du für ein Spiel?”
Jack schaute sie wie das unschuldigste Lamm überhaupt an. “Was meinst du mit: was spielst du für ein Spiel, Tinka?”
“Denkst du etwa ich bin so dumm, und kaufe dir das mit Mc Tavisheik ab? Hälst du mich etwa für so naiv und hirnlos?” schrie
sie hysterisch. “Ich dachte du…du…ach…!”
“Du dachtest,” unterbrach er sie “ich li…” Sie holte zu einer Backpfeife aus, doch Jack hielt ihre Hand fest. Er umarmte sie zärtlich, als sie laute Jubelrufe hinter sich hörten. Lordon, Jeff und Stun standen hinter ihnen und klatschten in die Hände. Auch Bonroy wurde wach und klatschte, als er die Situation erkannt hatte. Jack ließ Tinka los und blickte verlegen zu Boden. Sie dagegen pfiff auf zwei Fingern und nahm dann ein Blatt aus ihrer Tasche. “Kommt, warum steht ihr hier noch so untätig herum. Bonroy, du…Moment, kannst du überhaupt etwas machen?” Bonroy streckte sich ein wenig, gähnte und sagte dann: “Ich denken Kubana Traum ist nix mehr da!Hier seien realer Leben. Ja, Tinka, ich seien wach!”
“Gut. Du bist wie immer für die Türen zuständig. Stun hast du den Code für die Alarmanlage schon geknackt?” Tinka ging zu Stun, der gerade ein Blatt auseinander faltete. “Das war ja so leicht. Nur fünf Minuten bis ich`s hatte. Also, wenn mir die Bilder gehören würden hätt` ich sie besser gesichert.” rief Stun und las den zehnstelligen Code vor.
“Lordon!Jeff!Ihr seid für Flucht und für´s Schmiere stehen zuständig, ok?” Beide nickten. “Gut und Jack und ich holen sie!” Jack starrte Tinka eine Zeit lang mit einem seltsamen Lächeln auf den Lippen an und fand schließlich seine Sprache wieder: “Was ist mit Luey? Er ist auch dabei.” Alle stöhnten. “Was? Diesen Fettsack hast du an Bord geholt?” raunte Jeff den anderen zu. “Das ist aber nicht sehr nett!” Luey stand hinter ihnen und sah amüsiert in ihre verdutzten Gesichter. “Ich habe mir erlaubt auch zu erscheinen.”
“Gut, Lu!Du übernimmst die Drecksarbeit. Du kannst die Dinger zum Auto schleppen. Lordon und Jeff helfen dir dann beim verladen.” gab Tinka den Ton an. Nun war es Luey selbst, der verdutzt dreinschaute. “Ok!” gab er widerwillig zurück.
“Dann auf gehts, Leute. Jeff, Lordon. Unser Wagen?”
“Fünf-Sitzer Honda Jeep!” Lordon wies auf ein Auto vor der Garage. “Gute Arbeit Jungs!” meldete sich nun auch Jack zu Wort und ging zum Wagen. “Steigt ein! Stun? Du und Lordon, ihr fahrt mit euren Motorrädern, ok? Auf gehts!”
Bonroy, Jeff und Luey quetschten sich nach hinten. Tinka setzte sich auf den Beifahrersitz und Jack sprang eilig hinters Lenkrad.
Er startete den Wagen und preschte mit Höchsttempo hinter Stun und Lordon her. Gelegentlich blickte er Tinka von der Seite an, in der Hoffnung ihre Blicke würden sich kreuzen. Doch Tinka würdigte ihn keines Blickes und starrte nur gerade aus.
Endlich am Museum angekommen versteckten sie den Wagen in einer Seitengasse und alle bis auf Lordon und Jeff gingen zur Eingangstür, die Bonroy mit links öffnete. Bonroy und Luey blieben nun an der Tür stehen und schauten ob die Luft rein war.
In der Eingangshalle machte sich Stun an der Alarmanlage zu schaffen und schaltete gleichzeitig die Kameras aus, die überall im Museum angebracht waren. “Ok! Das war ja gar nix! Die Luft ist rein.” flüsterte Stun den anderen beiden zu.
Tinka und Jack gingen vorsichtig und leise durch die dunklen Hallen. “Hier! Schau dir das an! Das ist doch…!” Tinka blieb vor einem riesigen Bild stehen. “Ja! Das ist der Hafen mit der Villa Medici von Claude Lorrain aus dem Jahr 1639. Ein unbezahlbares Stück will ich meinen!” Jack war fasziniert und betastete vorsichtig den Glaskasten in dem das Bild eingeramt war. Plötzlich hörten sie ein Knacken und die Alarmanlage ging los. “Was hat das zu bedeuten?”
“Das frage ich mich auch. Ich dachte eigentlich, dass Stun die Alarmanlage…” doch weiter kam Jack nicht, denn Bonroy, Stun, Jeff, Lordon und Luey kamen auf sie zugerannt. “Wir müssen hier raus!” brüllte ihnen Luey entgegen. “Kommt!” Jack rannte in Richtung Seitenausgang. “Jack, die haben alles abgeriegelt!” rief Lordon. Tatsächlich kam ihnen auch vom Seitenausgang schon die Polizei entgegen. “Durch das Fenster hier springen, Leute! Dahinter ist unser Wagen!” Jack hatte Hoffnung geschöpft. Fast gleichzeitig sprangen sie alle durch die riesige Scheibe. Jack spürte den Schmerz der, sich tief in die Haut bohrenden, Scherben und um ihn herum wurde alles schwarz. Er spürte einen merkwürdig sanften Aufprall auf dem Jeep. Es war still. War der Jeep mit Gras bedeckt? Jack öffnete die Augen und merkte, dass er auf einer weichen Wiese lag. Wie war das möglich? Hatte er sich mit dem Ausgang vertan? Neben ihm lag Tinka und ein Stück weiter weg regten sich auch langsam die anderen. “Wo sind wir?” Tinka blinzelte ihn verwirrt an. “Ich habe keine Ahnung, Tinka!” antwortete Jack und richtete sich auf. “Hey, Jack! Davon hast du nichts erwähnt!” Luey blickte ihm von Zorn erfasst in die Augen. “Leute, ich versichere euch, dass ich nichts hiermit zu tun habe. Ich habe keine Ahnung wie wir hierher gekommen sind! Vielleicht sollten wir erstmal irgendwen suchen, der uns sagen kann wo wir uns befinden.”
“Jack haben Recht. Das ganze scheinen mir auch nicht sehr geheuer. Aber wir sollen wirklich jemand suchen, oder liegen ich falsch?” Bonroy sah sich um, doch alle nickten zustimmend und so machten sie sich auf den Weg. Es war weit und breit nichts als Wiese zu sehen, so gingen sie einfach geradeaus. Nach einer halben Stunde kamen sie an einen Wald. “Na, toll! Erst endlose Wiese und dann so ein Wald. In dem finden wir warscheinlich nichts anderes als eine schrumpelige Hexe!” witzelte Luey und lachte, doch sein Lachen teilte er mit niemandem. Die anderen blickten ihn grimmig an und gingen weiter. “He Leute. Es war nur ein Witz! Ok?” Luey stapfte missmutig hinter ihnen her.
“Also, ich will ja nicht meckern, aber so langsam bekomme ich hunger!”
“Ok, Jeff! Lasst uns eine Pause machen und irgendetwas Essbares suchen.”
“Hier? Hast du ein Rad ab oder so. Nee, mal im Ernst, Jack! Das ist ein europäischer Mischwald! Hier findest du nichts als Tannenzapfen oder Blätter. Aber bitte. Wenn du eine Pizzeria siehst sag mir Bescheid ich warte solange hier! Wenn nicht, nehm ich mir das nächstbeste Eichhörnchen und grille es! Also wirklich! HIER IST NICHTS!!!”
“Stun!” rief Tinka empört. “Das stimmt schon irgendwie, aber du hast doch selber hunger. Entweder du bleibst hier sitzen und verhungerst oder du suchst weiter mit uns!”
“Kommt. Weiter! Das dämliche diskutieren bringt uns nichts. Davon fallen auch keine gebratenen Schweinshaxen von den Bäumen!” mischte sich Jack erneut ein. So schlenderten alle missmutig weiter.
“Ich glaube ich spinne! Das ist ein Haus! Ein Haus! Wir sind gerettet! Los!” Tinka strahlte vor Freude. Und schon stürmten alle auf das Haus zu. “Wartet, Leute! Habt ihr das auch gerade da gesehen?” fragte Luey. “Was, Lu?”
Sogleich stoppten alle und blickten Luey an. “Na, da hinten. Da war eine Frau. Sie war alt und hatte einen spitzen Hut auf! Sie…sie hatte einen Besen in der Hand!”
“Hey, Luey! Willst du uns verarschen?” Jeff kam bedrohlich auf Luey zu. “Jeff, lass den Mist!” rief Lordon sofort und hielt ihn fest.
“Nein, ich sag die Warheit! Dahinten war eine…Hexe!”
“Sowas gibts nicht!”
“Doch! Das gibts, Jack! Glaub mir! Tinka? Bitte. Da war…!”
“Kommt! Gehen wir!” ermahnte Tinka die anderen und sie ließen Luey ziemlich verstört zurück. Was hat er da gesagt, fragte sich Jack insgeheim. Konnte das stimmen? Gab es hier Hexen? Oder war Luey vielleicht geistig verwirrt?
An dem Haus angekommen konnten sie alle deutlich die Aufschrift über der Tür lesen.
3. Kapitel
Stun war der erste der es wagte sie auszuspechen: “Pizzeria!”
Bonroy stürmte sofort durch die Tür und nahm am erstbesten Tisch platz. Dann kamen Jeff, Lordon und Luey. Schließlich auch Tinka und Jack, die sich beide neugierig in der Pizzeria umschauten und zuletzt betrat Stun staunend die Hütte.
“So etwas gibt es nicht!” murmelte er und setzte sich neben Jeff.
Da kam auch schon ein Kellner und brachte ihnen die Speisekarten. “Darf es schon etwas zu trinken sein?” fragte er höflich und sah lächelnd in die Runde. “Haben sie einen guten Whiskey?” fragte Lordon sofort. “Oh, ja! Whiskey. Und Rum!” rief Bonroy und lehnte sich gemütlich zurück. “Also: Zwei Whiskey?” fragte der Kellner. “Nein, für mich und Jeff auch!” rief Stun.
“Haben sie einen guten Bordeaux?” fragte Luey genüsslich. “Aber natürlich! Was darf ich der Dame und dem Herrn bringen?”
“Für mich ein Wasser bitte!” antwortete Tinka und blickte Jack erwartungsvoll an. “Für mich nichts, danke!” sagte dieser und fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch die Haare. “Ihre Bestellung kommt sofort!” trällerte der Kellner und verschwand hinter einer Tür. “Jack!” Tinka versuchte mit Jack zu reden, doch der war so sehr in seinen Gedanken versunken, dass er sie nicht hörte. Was war da für eine komische Welt hier? -“Jack!”- Wie waren sie hierher gekommen? Träumte er vielleicht? “JACK!”
“Was ist, Tinka?”
“Ich…es tut mir Leid. Ich wollte nicht…”
“Ach, es tut dir Leid?”
“Ja! Ich wollte nicht so streng mit dir sein, Jack! Verzeihst du mir?”
“Dir muss man einfach verzeihen, Ti! Ich…es tut mir auch leid, dass ich dir so eine Lüge erzählt habe.”
“Mmh…Du hast gerade nachgedacht, stimmts? Warum wir hier sind, oder?”
“Ja. Ich, ich glaube, dass Luey nicht gelogen hat! Erst sagt er, dass hier wohl nur eine Hexe zu finden sei und dann sieht er sie! Dann erwähnt Stun eine Pizzaria…und wir finden eine! Mitten im Wald! So etwas gibt es doch nicht!”
“Du hast Recht. Wir könnten den Kellner fragen.”
“Mmh. Jaha…!” Da kam jener auch schon und brachte ihnen die Getränke. Jack räusperte sich: “Entschuldigen sie bitte. Dürfte ich sie mal etwas fragen.” Der Kellner sah aus als hätte man ihm eine unsgbar schwere Matheaufgabe gestellt. “Ich äh…also…” er stotterte etwas unbeholfen herum und vergrub seine Hände in der Schürze. “Also ich darf sie etwas fragen! Wo sind wir hier?” Jetzt brach der Mann in Schweissbrüche aus und Jack dachte sogar, er würde gleich zu Weinen beginnen. “Sie…Sie sind im Vergoonland!” Nachdem der Kellner das ausgesprochen hatte eilte er so schnell er konnte wieder in die Küche zurück und ließ Jack und die anderen in Ahnungslosigkeit. “Wo bitte sind wir? Wehrgunland? Was’n das?” fragte Luey unbeholfen und blickte in die Runde. “Ich habe das Gefühl, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht!” vermutete Tinka und starrte Jack gedankenversunken an. Jack jedoch sprang auf. Diese Unwissenheit konnte er nicht länger ertragen. Was und wo war das Vergoonland? Warum waren sie hier? Und warum hatte sich der Kellner so merkwürdig benommen? Er ging selbstsicher und zielstrebig mit erhobener Brust in Richtung Küche. “Jack! Jack, warte! Ich komme mit!” rief Stun und sprang so schnell auf, dass sein Stuhl umfiel. Auch die anderen standen auf und gingen auf Jack zu. Gemeinsam gingen sie in die Küche. Sie staunten nicht schlecht als sie hinein kamen. Die Küche war leer. Niemand und nichts war da. “Hä? Das versteh ich nicht!” brummelte Luey und schaute sich um. “Was war das?”
“Was, Lu?” fragte Jeff. “Ich habe einen Tropfen auf die Nase bekommen.” Sie starrten gebannt auf die Decke. “Ich glaub’s nicht! Das Haus schmilzt!” staunte Stun. “Raus hier!” rief Tinka. Doch es war zu spät. Die Tür war schon verflüssigt. Ein paar Sekunden später standen sie in einer riesigen Pfütze, die sich wiederum nach wenigen Sekunden auflöste.
“Jack? Ich versteh das nicht!” sagte Lordon ein wenig ängstlich “Wo ist die Pizzeria?”
“Woher soll ich das denn wissen? Ich hab genau so wenig Ahnung was hier vor sich geht wie ihr!” brüllte Jack. Er kochte vor Wut. “Jack! Du dich beruhigen sollen! Bitte! Es seien nicht deiner Schuld! Wir das wissen, oder Leute?” fragte Bonroy und wedelte energisch mit den Armen umher als wollte er die anderen anfeuern ‘Ja’ zu sagen. Sie nickten oder bejahten alle.
“Ok, Jungs! Dann müssen wir hier raus finden. Zusammen!” rief Tinka, ergriff Jacks Arm und marschierte los.
“Tinka? Wohin denn?” flüsterte Jack, damit Luey und Bonroy, die ein paar Meter hinter ihnen gingen nichts mitbekamen.
“Wir wissen dochc gar nicht wo wir sind und…”
“Deshalb ja, Jack! Wir müssen es heraus finden!” antwortete Tinka mit ruhiger Stimme.
Nach einiger Zeit stöhnte Luey: “Jack! Wir haben doch immer noch nichts gegessen!”
“Ja, ich glaube wir sind auch alle ein wenig erschöpft! Können wir…” fragte Lordon, doch er wurde von Jack unterbrochen: “Sag, Lordon! Bist du ein Mann oder eine Memme?” Lordon stutzte und blickte zu Boden. Jack drehte sich um und schaute nachdenklich in die Ferne. “Ok, Leute! Machen wir Halt!” sagte er schließlich ohne sich umgewandt zu haben und setzte sich auf die Erde. Jeff, Lordon und Stun suchten Holz für ein Feuer zusammen. Bonroy drehte sich eine Zigarre und Luey betastete einen Baum, als würde er darin etwas finden. Tinka ging auf Jack zu. “Danke, Jack!”
“Es war nötig. Lordon hatte Recht. Wir sind schon sehr lange Zeit gelaufen! Hast du Hunger?”
“Ja!”
“Wir müssen etwas suchen.”
“Ja!”
“Irgendwo finden wir schon was!”
“Ja!”
Eine Pause entstand und beide schauten geradeaus. “Jack?”
“Mmh?”
“Komm!” sagte Tinka schließlich und Jack stand auf. Zusammen durchstreiften sie den Wald und ritzten Kreuze mit Hilfe von einem Stein in die Bäume, damit sie wieder zurück finden konnten. Während des Weges redeten sie kein Wort miteinander. Einmal hatte Jack das Gefühl, dass Tinka etwas gesagt hatte, ging aber nicht darauf ein.
Nach ein paar Minuten blieb Jack stehen.
“Stopp!”
“Was ist, Jack?”
“Da!” Jack wies auf ein Reh ein paar Meter von ihnen entfernt. “Wir haben Glück, dass es uns noch nicht gehört hat!”
Langsam schlich er näher und wies Tinka an stehen zu bleiben. Hinter einem Baum blieb er stehen und sah sich nach etwas um mit dem er das Reh töten konnte. “Jetzt bräuchte ich einen Strick!” flüsterte er, in der Hoffnung, dass ein Strick wie zuvor auch die Hexe und die Pizzeria auftauchte. Tatsächlich. In dem Baum über ihm hing ein Seil. Jack schnappte es sich und band es blitzschnell dem Reh um den Hals. Nachdem dieses sich erst wehrte schaffte es Jack dennoch und ließ sich vor lauter Erschöpfung neben dem toten Reh nieder. Tinka kam zu ihm gerannt und hockte sich neben ihn. Mit offenem Mund starrte sie auf den Strick um den Hals des toten Rehs. “Woher hast du das?” fragte sie mit tonloser Stimme und blickte Jack mit unsicherem Blick an. Er antwortete nicht, weil er wusste wie Tinka reagieren würde, wenn sie die Warheit erfahren würde.
“Woher hast du dieses Seil, Jack?”
“Ich…es hing hier.” Tinka drehte sich um und ging. “Tinka! Jetzt warte doch. Ok! Ich habe es nicht zufällig hier gefunden.” Sie blieb stehen, wandte sich jedoch nicht um. Jack wurde leicht nervös. “Ich…nun ja, ich habe es mir gewünscht.”
“Ich wusste es!”
“Hä? Wie, du hast es gewusst?”
“Ja. Ich hab es gewusst.”
“Also, glaubst du mir? Oder meinst du ich bin verrückt?”
“Nein! Ich glaube dir! Ich habe mir nämlich das Reh gewünscht!”
“Du? Du…du hast was?”
“Mmh.”
“Lass uns zurück gehen!”
“Ok!”
Sie nahmen das Reh und gingen wieder zu der von Lordon, Jeff und Stun angefertigten Feuerstelle. “Oho! Großer Fang!” rief Luey ihnen Händereibend entgegen und leckte sich die Lippen. “Ich haben so einer Art Zelt gebaut! Aus Blätter, Aste und so Sachen noch!” freute sich Bonroy und präsentierte allen seine Hütte. “Fantastisch! So lange die nicht einbricht während wir schlafen!” entgegnete Stun und beäugte die Hütte misstrauisch. “Machen es besser!” grummelte Bonroy kindisch und drehte sich beleidigt um. “Ach kommt! Keinen Streit anfangen, bitte!” fuhr ihnen Jack dazwischen und legte das Reh neben dem Feuer ab. “Ich habe von meiner Großmutter eine Art Reh zuzubereiten gelernt! Reh alla Oma Ivy! Das schmeckt gut! Wer hilft mir?”
fragte Lordon und freute sich wie ein Kind. Bonroy fand noch ein paar Äste, die er in seine Hütte baute. Jeff und Lordon bereiteten das Reh zu. Luey beobachtete sie und gab ihnen ab und zu ein paar Feinschmeckertipps. Stun stand etwas abseits vom Geschehen und hatte seinen Blick starr aufs Feuer gerichtet. Tinka ging zu Jack und legte ihren Arm auf seine Schulter.
Nach einiger Zeit waren sie alle beim Essen und ließen es sich schmecken. “Du bist ab jetzt unser Chefkoch, Lordon! Jeff, du bist Cheffkochassistent!” lachte Jack und biss genüsslich in sein Stück Fleisch.
Nach und nach trödelten alle in die Hütte bis nur noch Jack, Tinka und Bonroy draußen waren. Jack starrte ins Feuer. Tinka malte etwas in die Erde und Bonroy schnitzte sich einen Ast zurecht, während er eine Zigarre rauchte.
“Jack?” fragte Tinka und drehte sich zu Jack um.
“Ja?”
“Wollen wir etwas spatzieren gehen?”
“Ok.”
Sie gingen durch den Wald bis sie an eine Lichtung kamen.
“Ich habe dir die ganze Zeit geglaubt, Jack! Hier stimmt was nicht.”
“Ja! Wir müssen uns vorsehen.” Tinka setzte sich auf die Wiese und blickte in den Sternenhimmel.
“Ist er nicht schön? Der Himmel?” Jack beachtete ihre Frage nicht.
“Tinka? Wir haben freie Wahl! Wir können uns alles wünschen! Alles!”
Sie antwortete nicht und guckte weiter in dne Himmel.
“Es wäre schön wenn jetzt eine Sternschnuppe vorbeifliegen würde.” sagte Jack und setzte sich neben Tinka. Im nächsten Augenblick kam auch schon eine Sternschnuppe vorbei.
“Jack!” hauchte Tinka und drehte sich mit aufgerissenen Augen zu ihm um. “Du weißt doch selbst, dass wir alles bekommen können, Ti!”
“Ich wünsche mir eine Flasche Sekt!”
“Eine Flasche Sekt?”
“Jep!” sagte Tinka und grinste Jack an. Sie griff neben sich und hatte eine Flasche Sekt in der Hand.
“Ti? Wie…sollen wir den denn trinken?”
“Ups. Ääh…schade, dass die Flasche nicht offen ist und wir zwei Gläser haben!”
Kaum war das ausgesprochen tranken die beiden auch schon genüsslich ein Schlückchen Sekt.
“Was meinst du was das ist, dieses Vergoonland?” fragte Tinka und schaute Jack fragend an.
“Ich weiß es nicht!”
Sie redeten eine ganze Weile über Dieses und Jenes aus ihrer Vergangenheit und versuchten das Thema, das sie eigentlich beschäftigte zu verdrängen. Doch keiner von beiden konnte das Vergoonland und seine Rätsel vergessen.
Kapitel 4
“Uaaaar!” Bonroy gähnte kräftig und streckte sich. “Ihr waren gestern Abend langer Zeit weg! Ich schon schlafen gewesen, wenn zurückgekommen.” sagte er und wandte sich Tinka und Jack zu, die gerade aufwachten.
“Jaja, Bonroy! Die Liebe!” trällerte Lordon und lächelte verträumt in die Ferne.
“Was machen wir heute?” fragte Luey und blickte miesepetrig zu Jack hinunter, der die Blasen an seinen Füßen beäugte.
“Noch einen Tag wandern halte ich nicht durch, Leute! Nee, da mach ich nicht mit!” motzte auch Stun.
“Ich habe keine Ahnung was wir machen sollen!” antwortete Jack und stand auf.
“Wir müssen uns etwas wün…” doch weiter kam Tinka nicht. Jack unterbrach sie: “Ich finde wir bräuchten jetzt einen freundlichen Wanderer, der uns den Weg weist!” Tinka schaute verlegen zu Boden.
“Meinst du?” murmelte Stun.
“Warum wir uns nicht einfach wünschen freundlicher Wanderer?” fragte Bonroy und grinste in die Runde.
“Wünschen?” meinte Luey darauf skeptisch. Jack schlug sich mit der Hand vor die Stirn. Bonroy war manchmal ein echter Idiot, dachte er. “Ja, wünschen, Luey! Manchmal geht so ein Wunsch sogar in Erfüllung!” sagte er.
“Wenn du meinst. Und dieser Wanderer soll uns dann helfen?” fragte Luey.
“Jep!” sagte Jack und ging in den Wald. Tinka und die anderen folgten ihm. Nach ein paar Minuten sahen sie wie gewünscht einen Wanderer. Sie blieben stehen und ließen den Wanderer näher kommen. “Hallo!” sagte dieser schließlich, als er in Reichweite war “Kann man euch helfen?” fragte er dann freundlich und seine Augen blitzten. “Ja!” ergriff Jack das Wort “Wir hätten etwas Durst!”
“Oh ja! Wasser!” meinte Lordon und hechelte wie ein Hund. Die anderen lachten, bis auf Jack.
“Nein! Kein Wasser! Wir haben Wissensdurst!” sagte er zum Wanderer und merkte wie dieser plötzlich leicht nervös wurde.
“W…Wissensdurst?” fragte er irritiert.
“Jo, Mann! Wissensdurst! Wir möchten wissen was das hier alles soll!” antwortete Jack ernst. Jeff, Stun, Lordon und Luey starrten ihn an, als wäre er ein Außerirdischer. “Eh…Was…” stammelte Jeff. Doch Bonroy legte ihm seinen Arm auf die Schulter und brachte ihn damit zum Schweigen. Jack wandte sich wieder dem Wanderer zu, der ihn entgeistert anblickte.
“Also: I.N.F.O.S.! Infos, bitte!” sagte er.
“Also gut! Ihr…ihr wisst ja, dass ihr hier im Vergoonland seit und…schaut mal dahinten!” sagte der Wanderer und deutete in den Wald. Alle bis auf Jack wandten sich um. Der Mann wartete gar nicht lang und ergriff die Flucht.
“Tinka! Bonroy! Der türmt!” rief Jack und rannte hinterher. Bonroy und Tinka waren ihm sofort dicht auf den Fersen.
“Der ist ja unendlich schnell!” keuchte Tinka und versuchte ihre Schritte zu beschleunigen.
“So wir kriegen nie den!” sagte Bonroy “Wir ihm müssen Falle stellen!”
“Oh ja!” rief Jack, der schwer und schnell atmete und sah sich um. Die anderen waren ihnen gefolgt, lagen jedoch ein ganzes Stück weiter hinten. Bis auf Luey. Der war stehen geblieben und stützte sich an einen Baum.
“Ich wünsche mir, dass der Mann, der vor uns wegrennt stolpert und nicht mehr aufsteht!” murmelte Tinka.
“Das ist nicht fair!” brüllte der Wanderer auf einmal und stolperte. Jack eilte zu ihm und hielt ihn fest.
Nach kurzer Zeit war der Mann an einem Baum gebunden und alle warteten auf Luey, bis sie mit dem Verhör beginnen konnten. Der kam stöhnend angewankt und brach einige Meter von ihnen entfernt zusammen. Lordon lief zu ihm und verarztete ihn.
“Was machen wir hier?” fragte Jack in der Zwischenzeit.
“Ihr? Woher soll ich denn wissen, was ihr hier macht?” entgegnete der Mann unwirsch.
“Woher? Sie wohnen hier! Sie machen alles was wir uns wünschen!” schrie Jack den armen Wanderer an. Alle bis auf Tinka und Bonroy blickten verdutzt auf. “Wie bitte?” fragte Luey entsetzt. “Ach, als hättet ihr das noch nie bemerkt! Geht das denn nicht in eure versoffenen Schädel rein? Das sind irgendwelche Zauberwesen!” schnaubte Jack wutentbrannt.
“Zauberwesen!” murmelte der Wanderer verächtlich.
“Was seit ihr dann?” fragte Tinka ruhig.
“Vergoons!”
“Was?”
“Vergoons, Stun!” sagte Jack nachdenklich. Auch Luey und Lordon kamen nun und beobachteten den Vergoon.
“Ich fass’ es nicht!” raunte Luey und rieb sich nervös das Kinn.
“Und was müssen wir machen um wieder nach Hause zu kommen, Vergoon?” fragte Jack. “Ihr kommt hier nie raus!”
“Haha…das möcht ich aber sehen!” Stun lachte leicht hysterisch.
“Warum um alles in der Welt sind wir hier und warum macht ihr alles was wir uns wünschen?”
“Jack, beruhige dich!” sagte Tinka beschwichtigend und streichelte Jacks Schulter.
“Ich heiße Modomaxo. Wir Vergoons wurden von einem Mann erschaffen der sich Herkrot der Große nennt. Wie er uns erschaffen hat wissen wir nicht. Niemand hat den Meister jemals zu Gesicht bekommen. Ich habe damals, wie alle in meiner Familie, den Befehl bekommen alles zu tun was man mir befiehlt. Wer sich dem Meister widersetzte wurde getötet. Wir sind nur Zauberwesen, die erschffen wurden um euch allen das Leben zu erleichtern. Wunder oder Zufälle gibt es hier nämlich nicht. Der Meister leitet die Welt. Nicht wir und auch sonst niemand. Er ist ein sehr mächtiger Mann.” Madomaxo stockte und es sah aus als würde er mit sich selbst einen inneren Kampf haben. “Wie seht ihr aus?” Jack war der einzige, der vor lauter Staunen trotzdem noch einen Satz herausbekam. “Wir? Das ist eine gute Frage. Wer weiß das schon? Nicht einmal der liebe Gott könnte es dir sagen, Jack! Das ist grausam, aber die Wahrheit. Wir können nur Gestalten annehmen, die man von uns wünscht. Sonst nichts! Wir sind sozusagen nicht da, nur in der Gestalt von Dingen, Personen oder Elementen!”
“Das heißt, du könntest dich auch in Wasser verwandeln und ich könnte dich trinken und du könntest nichts dagegen tun?” fragte Stun provozierend. “Ja, so is es!”
“Das nennen ich krass.” murmelte Bonroy. Alle starrten auf einen anderen Punkt um sie herum. Keiner wagte sich etwas zu sagen. Bis ein Schrei Tinkas die Stille zerriss: “Wo ist er hin?”
“Der Vergoon ist weg!” brüllte Lordon. Jack sah sich um und beobachtete Jeff wie er gemeinsam mit Stun einen großen Bottich Orangensaft lehrte. “NEIN!” schrie er und stürtzte sich auf die beiden.
Doch es war zu spät der Bottich war leer und Jeff blickte sich bestürzt um. “Ihr…ihr habt ihn GETÖTET!” brüllte Jack.
“N…nein. Das wollte ich nicht. Er ist nur in meinem Bauch!” verteidigte sich Stun. Lordon, der sehr emotionsvoll war vergrub das Gesicht in den Händne und begann zu schluchtzen. Tinka und Bonroy trösteten ihn. Jeff versuchte ihn zu beruhigen und tätschelte mit zitternder Hand Lordons Rücken.