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Erfahrungsbericht – Meine Tage bei der OPZ

27.02.13 by Charly Speaks

Liebe Freunde der Nacht,

die Charly hat sich nun also entschieden zur Bundeswehr zu gehen. Und so sollte es geschehen.
Hier für zukünftige Soldatinnen und Soldaten und natürlich auch für alle anderen Interessierten: Mein Erfahrungsbericht aus der OPZ (Offizierbewerberprüfzentrale).

1.Tag
Alles begann an einem Donnerstag. Ich habe mir schon Tage vorher vorgenommen, früh anzureisen, sodass ich ganz “gechillt” zu OPZ fahren konnte.
Dort wurde ich freundlich begrüßt und konnte mir, nach dem Regeln & Hausordnung-Durchlesen, mein Spind-Schloss mit auf meine Stube nehmen. Auf dieser angekommen, traf ich meine erste Mitbewerberin. Wir tauschten uns ausgiebig über Studien- und Verwendungswünsche, Gelerntes und unsere Ängste aus. Es war echt gut jemanden zu haben, der die Gedanken mit einem teilte.
Am Nachmittag ging es dann zum Einführungsvortrag. Ich würde an dieser Stelle empfehlen vorher etwas zu essen, da man dort nicht dazu kommt und dieser Vortrag echt lang dauert. Außerdem: Wer es schafft nochmal schlafen gehen 😀 Ich war nach den 2 1/2 Stunden Vortrag echt (auf gut Deutsch) “im Arsch”.
Von da aus ging es dann zum “Griechen”, einem Lokal direkt über der Kasernenspeisung. Hat lange auf und gutes Essen. EMPFEHLUNG!
An alle Mädchen schonmal an dieser Stelle: Da “angemessene” Kleidung erwünscht ist, werdet ihr dort ein Kostüm oder ein Kleid oder sowas tragen. Solltet ihr hohe oder auch nur annähernd unbequeme Schuhe anziehen wollen, bedenkt, dass der Weg von den Stuben zur OPZ echt lang ist für unbequeme Schuhe. Ca. 300 Meter bestimmt. Vorallem im Winter sehr unangenehm mit Ballerinas oder Pumps. Also sorgt für angemessenes, aber gemütliches, Schuhwerk. 😉

2. Tag
Der nächste Tag begann um 5:20 Uhr. Ich würde im Winter übrigens empfehlen warme Schlafsachen mitzubringen, da die Decken echt dünn sind. Und ein eigenes Kopfkissen bei Menschen, die auf platten Kopfkissen nicht schlafen können 😀
Um 5:45 Uhr gab es Frühstück und danach ging es direkt zum Aufsatz. Macht euch hier nicht allzu große Gedanken. Der Aufsatz dient dazu ein besseres Bild von euren sprachlichen Fähigkeiten zu erhalten. Eigentlich müsst ihr nur schreiben, schreiben, schreiben. Schreibt einfach, was euch zu den gegebenen Begriffen einfällt. Dann klappt das schon!
Beim Aufsatz werden euch zwei Begriffe gegeben, die ihr definieren und voneinander abgrenzen sollt.
Danach ging es für jeden individuell nach Laufzettel weiter. Bei mir stand die ärztliche Untersuchung auf dem Plan. Hier kann ich nur die Empfehlung geben: Schmiert euch morgens genug Brote, wenn ihr nicht so früh frühstücken könnt, dann könnt ihr sie zwischen den Untersuchungen essen. Und trinkt etwas, wegen des Urintests. Bei der ärztlichen Untersuchung wird eure prinzipielle Eignung zur Ausbildung zum Offizier bzw. zum Soldaten generell überprüft. Das ist nichts wovor man Angst haben muss. Es gibt einen Hörtest, einen Sehtest, einen Reiz-Reaktionstest, eine Urinabgabe, eine Größenmessung und Gewichtsüberprüfung und dann noch eine Hauptuntersuchung. Dabei wird man nochmal die Sachen abgefragt, die bei der Musterung eigentlich schon abgefragt wurden. Sachen wie: Vorerkrankungen in der Familie, bekannte Krankheiten, Drogen, OPs … blabla. Dann wird man noch abgetastet von oben bis unten und dann ist es auch schon wieder vorbei.
Daraufhin musste ich zum PMO, dem Persönlichkeitstest. Da bekommt man 116 ähnliche Aussagen gegeben, die man mit Zahlen von eins bis sieben bestätigen oder verneinen muss. Eins heißt “trifft gar nicht zu”, sieben: “trifft voll zu”. Und dann kommen so Aussagen, wie: Ich mag Ausländer, Ich arbeite gerne in der Gruppe, Ich benutze gerne Gewalt …
Daraus wird der Psychologe dann später im Interview Fragen für euch konzipieren. Es bringt euch gar nichts das anzukreuzen, von dem ihr denkt, dass es gefordert ist, weil ihr so oder so darauf angesprochen werdet. In meiner Gruppe war einer, der immer angekreuzt hat, dass er die Ausländer mag und für eine multikulturelle Umgebung ist und dann wurde er gefragt wieso. Also: Seid ehrlich.
Bei mir kam auch ein kleines Manko raus, in Bezug auf Gruppenarbeit, die mir nicht so zusagt wie Einzelarbeit. Aber da ich das erklären konnte, ging doch alles gut. Aber dazu später mehr.
Nach dem PMO hatte ich eine verlängerte Mittagspause. Während des Mittagessens stellte sich heraus, dass einige, die ihr Interview schon am Morgen hatten rausgeflogen waren. Es herrschte eine bedrückende Stimmung und das Essen wurde kaum angerührt. Ich rate euch: Macht euch keinen Kopf, auch wenn es euch schwerfällt. Esst lieber was!
Nach dem Essen ging es für mich weiter zum Gruppensituationsverfahren. Zusammen mit dem einen Mädchen aus meinem Zimmer (wir waren übrigens zu dritt auf dem Zimmer) und drei Jungs mussten wir zwei Planspiele machen und jeder einen Vortrag halten.
Unter den Planspielen konnte ich mir vorher nie was vorstellen, aber sie sind ganz einfach. In unserem ersten waren wir fünf eine Gruppe Betreuer, die entscheiden musste, ob sie mit 25 Kindern durch ein Gewitter Fahrrad fahren sollten oder nicht. Dazu bekommt man einen Text und etwas Zeit um das Ganze zu verinnerlichen .. Der Text wird auch nochmal von einem der Prüfoffiziere vorgelesen; so war es zumindest bei mir. Also genug Zeit zum Verstehen.
Hierbei muss man sich wirklich gegen die anderen durchsetzen. Es darf keine Diskussion geben, es soll ein Gespräch werden! Lasst die anderen ausreden. Sprecht laut und klar. Legt eure Position deutlich dar! Und versucht OFT das Wort zu ergreifen. Seid AKTIV!
Beim zweiten Planspiel, dem Ressourcenengpass, waren wir in Thailand und hatten einen Trip in eine sehenswerte Stadt geplant, aber es wurde ein Platz zu wenig gebucht und so musste einer von uns da bleiben. Wir mussten unsere Argumente darlegen, wieso wir auf diesen Trip mit MUSSTEN und dann einen auswählen, der nicht mitfahren durfte. Hier ist es wichtig kreativ zu sein! Es ist egal, ob ihr noch nie in Thailand wart. Ich hab vorgegeben mich für die Töpferkunst in dieser Stadt zu interessieren, weshalb ich natürlich unbedingt mit in diese Stadt wollte. Ein anderer wollte zum fotografieren dahin. Denkt euch was aus!
Im Endeffekt musste einer nachgeben. In unserem Fall war ich diejenige. Ich entschied mich für eine Entschädigung in Form eines Wellnessurlaubs in Deutschland. Wenn ihr “aufgebt” besteht auf eine Entschädigung. Gebt euch nie einfach so “geschlagen”. Und auch hier gelten die Regeln vom ersten Planspiel: Höflichkeit, Kreativität, Aktivität!
Danach bekam jeder von uns ein Thema für einen Vortrag. Ich sollte das Fest in einer Schule planen und musste entscheiden, ob die neunte oder die sechste Klasse der Schule etwas vorführen durfte. Hierzu bekommt man natürlich wieder einen Text mit allen Infos und eine Menge Zeit um sich Notizen zu machen und sich vorzubereiten. Beim Vortrag zählt: Seid offen. Spielt! Seid nicht ihr selbst, sondern die Person aus der Geschichte. Versetzt euch und die anderen in die Geschichte und das Problem hinein. Mein Fehler war nicht genug auf die beiden zur Verfügung stehenden Möglichkeiten einzugehen und das Pro und Contra abzuwiegen. In allen Geschichten ging es um zwei Dinge, zwischen denen man sich entscheiden musste. Also stellt beide Möglichkeiten ausführlich vor und erläutert zu jeder Möglichkeit Pro und Contra, bevor ich eure Entscheidung begründet darlegt.
Nach dem Gruppenverfahren ging es zum Interview. Ich war sehr aufgeregt, ließ es mir aber nicht anmerken. Das ist wirklich wichtig! Seid gelassen. Ein Mädchen aus meinem Zimmer hat gezittert und gestottert beim Interview. DAS KOMMT NICHT GUT!
Sie ist nach dem Interview rausgeflogen. Also …
Beim Interview gibt es einmal den Part des Offiziers und den der (in meinem Fall weiblichen) Psychologin. Der Offizier hat mir alle möglichen Fragen zu meinem angegebenen Verwendungswunsch gestellt. Setzt euch damit auseinander. Wollt ihr zur OpInfo, informiert ihr euch vorher über die Aufgaben der OpInfo!
Dazu solltet ihr was über die aktuellen Auslandseinsätze der Bundeswehr wissen. bei mir wurden zum Beispiel die Einsätze in Afghanistan und Mali abgefragt. Andere hatten Glück mit ihren Prüfoffizieren, die haben gar nicht nach sowas gefragt, aber das weiß man ja vorher nie.
Ich wurde zum Beispiel gefragt in welchen Einsatzgebieten die OpInfo arbeitet und auf welcher Gesetzgrundlage unser Einsatz in Mali beruht. Informiert euch RICHTIG!
Dann legt die Psychologin los und fragt euch zu allen im PMO angegebenen Infos aus. Da kann ich euch nicht drauf vorbereiten. Ich empfehle nur: Seid ehrlich und offen. Gebt lieber zu viele Infos preis als zu wenige.
Nach dem Interview muss man draußen vor der Tür warten und ich gebe zu, dass dies mit die schlimmsten drei Minuten meines Lebens waren. Wenn man wieder reingerufen wird, bekommt man mitgeteilt, ob man zur Ausbildung zum Offizier geeignet ist.
Ich hatte Erfolg und war geeignet. Die Mädchen aus meinem Zimmer mussten leider beide noch am gleichen Nachmittag abfahren.
Nach dem Empfangen meiner Glücksbotschaft musste ich zum Computergesteuerten Mathetest. Der hat es echt in sich. Ich habe mich nicht darauf vorbereitet. Habe einen Mathegrundkurs und stehe bei ca. 10 Notenpunkten. Ich kann euch nur sagen: Lernt Algebra, Analysis, Geometrie, e-Funktionen und sinus und cosinus. Den Rest habe ich vergessen.  Selbst einer meiner Mitbewerber, der einen Mathe-LK belegt hat, hat das meiste raten müssen. Also hier nochmal eine Empfehlung: Lernt!!!
Nach dem Test geht es um 16 Uhr zum Abendessen und danach zum Einplanungsvortrag, der mit gefülltem Magen doch viel angenehmer ist als der Vortrag am vorherigen Abend. Außerdem sind nun nur noch ca. die Hälfte aller Offizieranwärter da und die Atmosphäre ist etwas angenehmer, weil man den Großteil schon hinter sich hat.
Der Einplanungsvortrag ist ganz interessant. Man erfährt eventuell Neues über Verwendungszwecke und die Laufbahn der Offiziere, sowie über die Studiengänge.
Das wars dann auch schon mit dem eigentlich fast spannendsten Tag. Am Abend sind die Übriggebliebenen (etwa die Hälfte derer, die angereist waren) zum Griechen gegangen und es wurde noch ein bisschen über die Verwendungswünsche geredet und Billiard gespielt.

3. Tag
Der dritte Tag begann in Relation zu den anderen Tagen recht spät mit dem Sporttest um 7 Uhr. Da standen die 9 Meter Pendellauf, möglichst viele Sit-Ups in 40 Sekunden, möglichst viele Liegestütz in 40 Sekunden, ein Standweitsprung und der 12 Minutenlauf auf dem Programm.
Dazu kann man gar nicht mal soo viel schreiben. Denn hier kann man nur sagen: Trainiert, Leute! Die Anforderungen stehen hier.
Danach ging es erstmal duschen und dann hieß es einpacken und warten…
Nach und nach wurden alle zum Einplaner oder zur Studienberatung gerufen.
Studienberatung bedeutete, dass man für seinen angegebenen Studienwunsch nicht so geeignet war und sich eventuell umorientieren musste. Aber das hat bei den meisten gut geklappt.
Ich wurde direkt zum Einplaner gerufen und bekam eine SOFORTZUSAGE für meinen Studienwunsch. Nur bei der Verwendung kam ich nicht zur OpInfo, sondern in die Aufklärungstruppe, womit ich allerdings keine Probleme habe. Ich bin rundum happy!
Und hier nochmal ein paar Zahlen:

Statistisch gesehen

  • bewerben sich jährlich 12000 Menschen bei der Bundeswehr,
  • von denen nur 6000 zur OPZ eingeladen werden,
  • von welchen nur 4000 eine Eignung zur Ausbildung zum Offizier bekommen,
  • von welchen wiederum allerdings nur 1901 eingestellt werden!

UND NUR DIE ALLERWENIGSTEN ERHALTEN EINE SOFOTRZUSAGE.

So, auf, dass ich euch weiterhelfen konnte und ihr euch gut vorbereiten werdet auf eure bevorstehende Zeit in der OPZ, die eigentlich echt cool war 🙂

 

Ich wünsche euch einen schönen Tag, oder eine gute Nacht 😉

Eure Charly


2 Comments »

  1. lena sagt:

    Man kann richtig gut nachvollziehen, wie das für dich gewesen sein muss. Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen was man alles bei dieser Prüfung machen muss , aber jetzt schon und das klingt ziemlich aufregend und Ich glaube das passt zu dir ! Ich freu mich so für dich, dass du eine SOFORTZUSAGE bekommen hast <3

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