Liebe Leser,
das schriftstellerische Selbstverständnis Köppens erinnerte mich während meines Deutsch-Leistungskurses doch immer wieder sehr stark an mein eigenes.
Denn einerseits ist das Schreiben mein Leben, andererseits mein Sterben. Ich kann mich meinem Schreibfluss hingeben, ihm erliegen, aber auch in ihm versinken.
Schriftsteller sind gefangen in ihrer Natur. Gefangen durch ihre Werke. Sie sind allein mit ihnen. Niemand kann ihnen bei ihrer Aufgabe, die die Suche nach Erfüllung inkludiert, helfen. Einsame Einzelgänger. Und das alles wofür? Für nichts und wieder nichts. Für die eigene, einsame Erfüllung.
Ich meine manchmal wir schreiben für den Wind, der unsere Blätter braucht, sie auf seine Weise einem uns unverständlichen Weltbau zuzutragen, wie Köppen sagte.
Unser Beruf ist wichtig. Wichtig für die Menschheit, wichtig um unsere Existenz zu wahren, sie zu sichern. Aber doch sind wir die Schafe im Wolfsrudel, die Wölfe in der Schafherde.
Das Schreiben ist weniger ein Versuch eines Dialogs mit der Welt als ein Monolog gegen die Welt!
[Wolfgang Köppen]
Und da stimme ich ihm zu. Das Schreiben verflucht den Schriftsteller zu Abgeschiedenheit, eine Konsequenz, die sich aus dieser Leidenschaft ergeben muss.
Nun sehe ich den Schriftstellerberuf nicht nur als Sklaverei. Natürlich nicht. Ich bin Schriftstellerin aus freiem Willen. Der Schriftsteller muss zwar Bürden auf sich nehmen, sein Leben, seine Freunde, seine Fantasie, seine Seele, sein Ein und Alles an den imaginären Schatten der erfundenen Welt verkaufen, aber dennoch: Er lebt!
Lebt durch seine Werke. Lebt in seinen Werken. Blüht darin auf, wie eine vom Leben verlassene Rose im frischen Wasser.
Ich lebe für meine Bestimmung. Für diese eine mir gegebene Kunst. Für den Gerbauch der Worte eng verwebt mit der Verwendung des Denkens. Ich lebe für diese Passion. Auch wenn sie mir einen Teil meines Ichs raubt. Sie ist ein Teil von mir!
Ich glaube an das Wort.
Eure Charly